„Die organisationsübergreifende Solidarität gewinnt eine grosse Bedeutung“
Die Verteidigung des Rojava-Projektes gegen imperialistische, reaktionäre und faschistische Kräfte fordert ihren Preis. Zum Gedenken an gefallene KämpferInnen möchten wir die Kämpfenden selber zu Wort kommen lassen (überarbeiteter Auszug aus einem Interview mit einem Kämpfer der MLKP-Rojava, 2016)
Welche Bedeutung haben die Gefallenen für dich als Kämpfer?
Die Erde von Rojava ist ein Boden von Gefallenen. Wie bei jeder Revolution wurden und werden in Rojava im andauernden Krieg der unterdrückten Völker für die Freiheit und die Ehre, gegen den Kapitalismus, die imperialistische Barbarei und deren Auswirkungen, die faschistischen barbarischen Daesh, Leben hingegeben.
Wie kommt ein Entschluss zustanden, einen Kampf aufzunehmen, der das Leben kosten kann?
Wenn du als eine Kämpferin deinen Platz an der Front finden und gegen die Feinde kämpfen willst, musst Du zunächst die Bedürfnisse und die Notwendigkeiten des revolutionären Krieges verinnerlichen. Du musst dich ideologisch ausstatten und brauchst ein politisches Verständnis und Ziele, die dich in den Krieg bringen. Jene, die den Kampf für den Sozialismus aufnehmen, führen ihn gegen den Kapitalismus, den Faschismus und alle reaktionären Kräfte. Es sind diejenigen, die am Mutigsten, am Selbstlosesten und am Loyalsten an vorderster Front gegen den Feind kämpfen.
Wie geht ihr damit um, KämpferInnen zu verlieren?
Die gefallenen GenossInnen hinterlassen uns als Erbe ihre Kampferfahrungen. Wenn wir nicht wissen, wie wir etwas machen sollen, zeigen sie uns mit ihrer Lebenspraxis und Aktionen, wie wir etwas angehen können. Sie geben uns Kraft. Um die Qualität des Kampfes zu verbessern, müssen wir von ihrem Erbe, das heisst von ihrem ideologischen politischen und militärischen Leben und von ihren Aktionen lernen.
Wichtig zu wissen ist auch, dass die kurdische Befreiungsbewegung oder die PKK Parteien von Gefallenen (Sehid) sind. Wir führen unseren Kampf in revolutionärer Solidarität gegen die gemeinsamen Feinde. Die PKK hat unzählige Gefallene und auch wir haben gefallene GenossInnen, die uns als KommandeurInnen KriegerInnen und GenossInnen ein Vorbild bleiben. Die organisationsübergreifende Solidarität gewinnt eine grosse Bedeutung. Einen Krieg im Bewusstsein revolutionärer internationaler Solidarität zu führen, ohne einen Unterschied zwischen Bewegungen und GenossInnen zu machen und gemeinsam für Freiheit und Sozialismus zu kämpfen und zu fallen, egal wo man sich aufhält, ist sehr wertvoll.
Ich erwähne hier als wichtiges Beispiel für unsere Bevölkerung die Genossin Avasin, welche als junge Frau aus Deutschland zu uns kam. Sie hat als queere Person den berechtigten Kampf der kurdischen Bevölkerung verstanden und sich an der Revolution in Rojava beteiligt. Im Krieg gegen den Daesh ist sie gefallen. Bei jedem kritischen Moment der Rojava-Revolution kamen RevolutionärInnen aus verschiedenen Teilen der Welt zu uns und haben ihr Leben hier gelassen. Diese ehrenvolle Haltung hat für uns einen grossen Wert.
Şehîd namirin!