Über die Jugendmiliz

Die revolutionäre Jugendbewegung in Rojava und im Nordosten Syriens hat seit dem ersten Tag des Aufstands eine unvergleichliche Pionierrolle übernommen. Als der dynamischste Teil der Gesellschaft war es die Jugendbewegung, die schon in den Tagen der Besatzung die ersten Selbstverteidigungseinheiten im Untergrund organisierte und die notwendigen Vorbereitungen für den Umsturz traf. Noch bevor die YPG und die YPJ als revolutionäre Volksarmee gegründet wurden, übernahmen kleine Jugendgruppen, die in Selbstverteidigungskomitees organisiert waren, den Schutz ihrer Nachbarschaft und ihrer Dörfer. Die Jugend beteiligte sich von Anfang an am revolutionären Aufbau der Gesellschaft sowie an der militärischen Verteidigung des revolutionären Prozesses. Während die Jugendbewegung in den Gemeinden und Volksräten die Jugend unabhängig organisierte und ihnen ihren eigenen Willen und ihre eigene Stimme gab, strömten Zehntausende junger Frauen und Männer in die Reihen der Volks- und Frauenverteidigungseinheiten YPG und YPJ und leisteten heldenhaften Widerstand gegen die Angriffe der islamistischen Mörderbanden von Al-Nusra über Daesh bis zur türkischen Armee und deren alliierte SöldnerInnen. Die Jugend- und Frauenbewegungen sind die zentralen Triebkräfte der Revolution und sorgen mit ihrer autonomen Organisation für die Erhaltung der revolutionären Linie.

Neben den Einheiten der Volks- und Frauenverteidigung bauen seit 2012 auch zivile Milizangehörige die gesellschaftlichen Verteidigungskräfte HPC auf. Diese sollen die Verteidigung und Sicherheit ihrer Stadtteile und Dörfer selbst in die Hand nehmen, die Menschen ideologisch und militärisch schulen und fördern und im Kriegsfall gegen den Feind an der Front und im Hinterland heftig zuschlagen. Ein zentrales Merkmal des bürgerlichen Staates sind immer Formationen zentraler Streitkräfte, die die Macht der Herrscher sichern können. Kommunale Milizorganisation, dezentrale Sicherheitskräfte und Volksbewaffnung sind die besten Mittel, um die Macht des Staates ein für alle Mal zu brechen und auch einen Rückfall des revolutionären Prozesses in zentralistische Herrschaftsformen zu verhindern. Jede Gemeinde sollte befugt sein, ihre eigenen Sicherheitsbedürfnisse sicher zu stellen. Im Rahmen dieser sozialen Miliz haben Frauen und Jugendliche ihre eigenen autonomen Vereinigungen gegründet. Die Jugendmiliz organisiert sich hier seit 2016 unter der Dachorganisation der Verteidigungskräfte als HPC Ciwan.

Die Milizorganisation ist keine militärische Kraft im engeren Sinne. Sie zeichnet sich dadurch aus, dass es sich um eine zivile Organisation handelt, die auf ehrenamtlicher / freiwilliger Basis gegründet wurde. Alle Mitglieder beteiligen sich freiwillig, aus Verantwortung gegenüber ihrer eigenen Gesellschaft und im Zusammenhang mit dem revolutionären Prozess der Milizarbeit. Der grösste Teil der Arbeit findet in der Gemeinschaft statt, angefangen von Kontrollpunkten über Wachrundgänge bis hin zu Familienbesuchen und der Organisation der Volkserziehung, denn Selbstverteidigung muss in erster Linie ideologisch sein. Gegen die subtilen Angriffe des kapitalistischen Systems auf die Gesellschaft und insbesondere auf die Jugend, Angriffe wie Drogenhandel, Prostitution und vieles mehr, wird in erster Linie mit Aufklärungsarbeit und Bildung gekämpft. Das Wichtigste ist und bleibt die Organisation der Gesellschaft. Je organisierter und geeinter eine Gesellschaft ist, desto stärker ist ihre Verteidigung gegen externe und interne Angriffe. Bei alltäglichen Sicherheitsaufgaben wie Checkpoints und Patrouillen koordinieren sich die Jugendlichen mit den Asayish-Sicherheitskräften und arbeitet eng mit ihnen zusammen. Darüber hinaus besteht eine der Hauptaufgaben aller Milizeinheiten darin, eine militärische Ausbildung, insbesondere für junge Menschen, zu organisieren, um die Gemeinschaft auf einen möglichen Krieg vorzubereiten. Der Unterricht wird regelmässig organisiert und den Jugendlichen werden grundlegende Verteidigungsfähigkeiten vermittelt. Das Wichtigste ist, dass die Miliz aus gewöhnlichen Menschen wächst, sich nach den Bedürfnissen der Menschen richtet und niemals unabhängig von der allgemeinen Organisation der Gemeinschaft handelt. Jedes Mitglied der Verteidigungskräfte der Gemeinschaft, ob allgemein, Jugend oder Frauen, muss ein aktives Mitglied seiner Gemeinschaft sein und an der Gesellschaft teilnehmen. Die Stärkung und Ausweitung des Systems der Selbstverwaltung ist nach wie vor die wichtigste Verteidigungsarbeit, denn um so mehr es gelingt, die Menschen in den revolutionären Prozess einzubeziehen, damit sie diese Revolution als ihre eigene ansehen, können sie auch ihren Platz in der Verteidigung ihrer eigenen Erfolge einnehmen. Das Konzept des revolutionären Volkskrieges, wie es von Reber Apo entwickelt wurde, basiert auf dieser Erkenntnis. Sozialer Aufbau und militärische Verteidigung müssen immer Hand in Hand gehen und können nur gemeinsam gelingen. Sich nur auf klassische Formen der zentralisierten Armee zu stützen, wird einen verdorbenen Staat wie die faschistische türkische Republik nicht aufhalten können, denn nur das bewaffnete Volk selbst kann dies. Auch der Prozess der Überwindung des Staates, des Patriarchats und des Aufbaus einer freien Klasse muss durch das Volk geschehen. Wenn die Menschen in den Gemeinden ihre Nachbarschaften selbst verwalten, in den Genossenschaften in der Stadt und auf dem Land zusammen und unter eigener Führung produzieren, müssen sie auch die Mittel und die Macht haben, all das mit ihren eigenen Händen zu verteidigen. Wie in allen Strukturen der Revolution ist die Jugend in erster Linie verantwortlich und bereit, sich jeder Bedrohung zu widersetzen. Bereits im Widerstand der Epoche, bei der Verteidigung Afrins, haben MilizionärInnen der Jugendbewegung ihren Platz vor den regulären Einheiten eingenommen und bei der Verteidigung gegen weitere Besatzungsversuche des türkischen Staates werden die Jugendlichen ihre Rolle spielen.